03. Mai 1933
In einem von der Geschichte zunächst unbeobachteten Moment wurde in der Kirchstraße 23 zu Niederbettingen den Eheleuten Herta und Manfred Braun ein Sohn geboren. Sie nannten Ihren Erstgeborenen Johannes und ahnten trotz seiner vergleichsweise dunklen Hautfarbe und seiner recht seltsam klingenden Antwort auf den Po-Klatscher des Geburtshelfers noch nicht, was ihnen da widerfahren war. Denn dieser unscheinbare junge Mann sollte einmal die Soul-Welt revolutionieren.
Johannes entwickelte sich (seine Hautpigmentierung wurde zusehends stärker, d.h. er wurde schwarz wie Niederbettinger Kuhkacke) und seine Stimme relativ schnell und kam mit der Vollendung des 5. Lebensjahres in den Stimmbruch, den er bereits drei Monate später 2 Oktaven tiefer verlies. Im Alter von 10 Jahren funktionierte er den ortsansässigen Kirchengesangsverein in einen Gospelchor um, scheiterte jedoch an der engstirnigen Einstellung des damaligen Pfarrers darin, als er dessen Predigten versoult vortragen wollte.
Bremsen ließ er sich in seinem soulreformatischen Kreuzzug jedoch nicht und gründete mit 11 Jahren seine eigene Kirche, die er im elterlichen Kuhstall etablierte und in der er jeden Sonntag um 19:50 zur Gospel-Messe lud. Leider war auch dieser revolutionäre Vorstoß nicht von Erfolg gekrönt, da seine Kirche nur von Gleichhautfarbigen wie ihm betreten werden durfte und er sich in dieser Hinsicht im eifeligen Niederbettingen ziemlich alleingelassen sah.
Vom Schicksal hart gebeutelt ließ er sich auch nach diesem Rückschlag nicht unterkriegen und komponierte im Alter von 13 Jahren seinen ersten eigenen Saulhit (wie er es nannte) “Eifel-Jood”. Aber auch dieses Unterfangen wurde durch die Engstirnigkeit und die Weishautfarbigkeit seines Niederbettinger Umfelds verschmäht, so dass Johannes kurz darauf von Zuhause ausriss und am nahe gelegenen Fluss Kyll die erst beste Mitfahrgelegenheit nutzte. Er war bereit in die Welt auszuziehen und schlief voll des Tatendrangs erschöpft auf dem Flusskreuzer ein.
Als er aufwachte fand er sich in Augusta, South Carolina, USA, umgeben von Schwarzhautfarbigen wie er wieder. Er nahm dies als Wink des Schicksals und betrat mit 15 Jahren zum ersten Mal ein Plattenlabel um seinem neuen Stil Saul Gehör zu verleihen. Die dortigen Bosse zeigten sich erstaunlicherweise sehr angetan von Johannes Saul-Ideen, waren jedoch sehr enttäuscht von seiner ersten Darbietung “Eifel-Jood” und Textpassagen wie “Eifel-Jood, ich han et doch gewusst – Eifel-Jood, ich han et doch gewusst – So jood, so jood, ich han dich”. Nichts desto trotz waren sie vom neuen Stil Saul angetan und engagierten einige der besten Imageentwickler der damaligen Zeit. So wurde aus Johannes Braun “James Brown”, aus Saul “Soul” und aus Eifel-Jood “I feel good”.
Der Rest der Geschichte und Entwicklung des Godfather of Soul, der Soul-Sensation, dem Inventor of Soul, Mr. Dynamite und hardest working and sexiest man in showbiz alive dürfte hinlänglich bekannt sein und auch wenn die ersten 15 Jahren des Lebens von James Brown gerne aus den Biographien verschwiegen werden, so ist er eines doch immer geblieben:
Johannes Braun aus Niederbettingen.